Donnerstag, 9. November 2006

hoffen auf das richtige

genau zwei wochen ist es heute her, dass der vater eines wirklich guten freundes von mir ins krankenhaus eingeliefert wurde und seitdem in einem dem wachkoma ähnlichen zustand auf der intensivstation liegt. nach dem öffnen seines schädels wurde schnell erkennbar, dass der krebs das innere seines kopfes regelrecht zerfressen hat. er selber kann weder reden noch sehen, geschweige denn sich bewegen. man ist sich nicht sicher, ob er hören kann.

es liegt eine erklärung vor, in der der vater meines freundes ausdrücklich erklärt, im ernstfall auf lebensverlängernde maßnahmen verzichten zu wollen. die ärzte bringen immer wieder neue hoffnungsschimmer in die tragische situation, schlagen einen operationsversuch nach dem nächsten vor. garantien erhält natürlich auch hier niemand.

seit ich am montag abend mit meinem freund telefoniert habe, werde ich die ständigen gedanken an ihn, seinen vater und den rest der familie einfach nicht los. ich habe gehört, wie er am telefon seine tränen runtergeschluckt hat. was für eine verdammt erdrückende situation ist das denn? kann man sich als mensch wirklich bewusst dafür entscheiden, sich von seinem vater, seinem mann für immer zu verabschieden? kann man sich als mensch wirklich bewusst dafür entscheiden, seinem vater, seinem mann die chance auf ein leben geben zu wollen, das aller voraussicht nach alles andere als lebenswert sein wird? zudem er selber doch genau das nicht wollte.

dass es einem nicht blendend geht, wenn man weiss, dass enge freunde leiden, ist keine neue erkenntnis. dieses wissen, in keinster weise helfen zu können, trifft mich härter als ich dachte. ich wünsche dem vater meines freundes von ganzem herzen, dass diese ausweglos scheinende situation so ausgeht, wie sie für ihn am einfachsten ist. schmerzfrei, zufrieden und glücklich, in diesem oder im nächsten leben.
mrr - 10. November, 09:56

Das ist sicher die schwerste Entscheidung die man treffen kann/muss wenn es soweit kommt.
Doch wenn ein solches Papier da liegt, der Vater/Mann eben den ganzen Kram nicht will sollte man es schon respektieren.
Natürlich weiß ich das es schwer ist und ich hoffe das der Vater meines Partners sein Papier nie brauchen wird, aber es ist auch in unserer Familie so etwas vorhanden.
Ich persönlich denke das der Mann sicher nicht vor sich hin vegetieren will und man ihm den Abschied ermöglichen sollte.
Aber die Kraft dazu müssen eben die Betroffenen finden und du kannst die stärkende Hand sein wenn es soweit kommen sollte.

Grinsekatze (Gast) - 10. November, 13:41

Das tut mir leid, ich würde diese Entscheidung auch nicht treffen wollen. Aber in diesem Fall muss doch niemand die Entscheidung treffen, der Vater hat sie selber getroffen. Das sollte man respektieren. Wünsche sollte man den Menschen erfüllen, auch wenn es ihr letzter sein sollte.

Steffi (Gast) - 10. November, 14:26

du schreibst "dieses wissen, in keinster weise helfen zu können, trifft mich härter als ich dachte." ich sehe das nach diversen erfahrungen auf beiden seiten inzwischen ein bisschen anders. du kannst mehr helfen als du denkst. indem du dich erkundigst. indem du ablenkst und über andere themen sprichst. indem du zuhörst. den anderen einfach mal fest drücken. vor allem viel geduld haben. auch mal immer wieder die selbe geschichte anhören.

oder indem du mit dem freund einfach einen abend eine whiskeyflasche leer säufst - manchmal, unter aufsicht von freunden, ist so was gut. dazu sind freunde da!

Kerze (Gast) - 10. November, 15:00

...was soll man dazu sagen. Heute scheinen einige einen traurigen Tag zu haben.
Ich weiß nicht, ich glaube ich kann dazu nicht viel sagen, weil ich den Mann nicht kenne. Traurig ist es auf jeden Fall...und das man keinem eine qualvolle Zukunft wünscht, glaube ich, ist logisch.

herr axel (Gast) - 11. November, 01:27

vielen dank für eure lieben postings. ich sehe es ähnlich wie ihr, wenn es sein wunsch ist, lieber erlöst zu werden als ein leben führen zu müssen, das wohl alles andere als lebenswert sein wird, dann sollte man diesem wunsch auch folgen. nur stelle ich mir es einfach unheimlich schwer vor, die entscheidung zu treffen, sich von seinem liebsten menschen für immer trennen zu müssen. kopf gegen herz - schon immer ein unfairer kampf. helfen kann ich meinem freund nicht wirklich so wie ich es gerne wollte und wie steffi es richtigerweise schreibt, lebt er doch 250 kilometer von mir entfernt. vielleicht bringt es ja doch was, dass ich sehr viel an die familie denke und einfach nur glück wünsche in dieser (entschuldigung:) beschissenen situation.

silly (Gast) - 13. November, 12:25

wichtig ist, daß du deinem freund zur seite stehst, da spielt die entfernung keine tille.
wenn er weiß, daß er dich jederzeit anrufen kann etc. zählt das einfach.
hilflosigkeit ist ein sehr schlimmes gefühl, ausgeliefert sein, da passiert was und ich kann es nicht
beeinflussen. wünsche dir ganz viel kraft, die du weitergeben sollst an deinen freund!

herr axel (Gast) - 13. November, 21:42

vielen lieben dank auch dir, liebe silly.
Kesro (Gast) - 15. November, 16:16

Ich denke auch, das wichtigste ist, einfach für ihn da zu sein. Ich war letztes Jahr in einer ähnlichen Situation. Im Prinzip war alles, was meine Freunde gesagt und getan haben, richtig und falsch zugleich. Denn ich habe mich über ihre Anteilnahme und Unterstützung sehr gefreut, dennoch konnten sie mir weder wirklich helfen, noch sich vorstellen, wie ich mich gerade fühlte.


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