Donnerstag, 11. Januar 2007

gott mit dir, du land der bajuwaren

wenn man in der fränkischen metropole nürnberg lebt, hat man kaum eine chance, sich der debatte um das festhalten unseres landesvaters edmund stoiber an der macht zu entziehen. so verfolge auch ich – wenn auch eher schmunzelnd – die frage nach der zukunft der csu und deren in meinen augen längst gefallenen ministerpräsidenten seit der vorweihnachtlichen spitzelaffäre um die fürther landrätin dr. gabriele pauli.

die kluft, die seither zwischen der csu-spitze und allem, was unter dieser steht, entstanden ist, scheint nicht mehr zu überbrücken zu sein. wäre die vom großteil der bayerischen bevölkerung geforderte urabstimmung noch ein fairer und eleganter weg gewesen, die basis und die spitze der bayerischen regierungspartei wieder enger zueinander zu bringen, läuft die csu-führung nun gefahr, die partei noch tiefer zu spalten. in meinen augen gibt es für herrn stoiber nur die beiden handlungsalternativen, sich entweder der offenen auseinandersetzung in einer urabstimmung zu stellen oder aber schnellstmöglich abzudanken, statt nun auch noch zu drohen anzukündigen, bis 2013 regieren zu wollen.

ich stelle mir die frage, warum die personaldebatte um diesen ministerpräsidenten, der längst seinen rückhalt in seiner parteifraktion verloren hat, so heiss diskutiert wird. warum werden nicht die parteipolitischen inhalte statt der köpfe, die diese vertreten, in frage gestellt? würde sich an der menschenunwürdigen politik in bayern tatsächlich etwas ändern, wenn horst seehofer oder joachim herrmann an der spitze der braunen schwarzen partei stünden? oder gar günther beckstein?

hat die bayerische bevölkerung wirklich vergessen, was in diesem land unter der führung des phänomens csu geschieht? will sie es nicht sehen? ein land, dessen innenminister nichts besseres zu tun hat, als über acht monate lang einen 14jährigen türken zu jagen, um ihn dann erstmals in der geschichte als minderjährigen aus unserem lande abzuschieben. ein land, deren ureinwohner im bierzelt lauthals gegen die vermeintlich laxe drogenpolitik schimpfen, um danach kollektiv besoffen mit dem auto nach hause zu fahren. ein land, das millionen steuergelder in die aufrüstung der polizeigewalt steckt, gleichzeitig aber nicht in der lage ist, jedem seiner kinder einen kindergartenplatz zu garantieren. ein land, in dem alle seiten zum sexualkundeunterricht für zehntklässler aus den biologiebüchern zensiert werden, während die schüler von religiösen fanatikern unterrichtet werden dürfen. ein land, das mit harten konsequenzen droht, wenn bewusst auf religiösen empfindungen anderer menschen herumgetrampelt wird, während es gleichzeitig menschen verbietet, aus religiösen gründen ein kopftuch zu tragen. ein land, das einen liedermacher wegen dessen kritik an bayerischen politikern nicht nur mit unverhältnismäßig hohen geldstrafen überhäuft sondern in der tat auftrittsverbote in bayerischen städten und gemeinden gegen ihn erlässt. ein land, dessen verfassungsgerichtshof werbespots für volksbegehren in den medien untersagt. ein land, deren polizisten auf dem mariannenplatz in münchen genau die menschen grün und blau prügeln, die zivilcourage gegen das braune gesindel beweisen.

nein, es geht in diesem land schon lange nicht mehr um die personalentscheidung, ob und wie lange unser ministerpräsident noch an der macht bleiben wird – pack schlägt sich, pack verträgt sich. und doch scheint diese frage die einzig wirklich wichtige in den köpfen der bevölkerung zu sein. manchmal habe ich angst.
doerfler (Gast) - 11. Januar, 19:46

Also wenn ich etwas älter wäre, dann wäre ich bestimmt auch Mitglied in einem Kleingartenverein bei uns gewesen und würde damit in Bayern als Staatsfeind gelten. Ist kein Witz.
Und deshalb fahre ich auch net nach Bayern.
Aber vielleicht werdet ihr ja eines Tages die CSU los und dann darf ich euch auch mal besuchen kommen.

herr axel (Gast) - 11. Januar, 22:22

herr doerfler, wenn dieser tag jemals kommt, dann gebe ich dir bei deinem ersten besuch in bayern einen aus. mein wort drauf.
steffi (Gast) - 11. Januar, 20:04

kürzer ausgedrückt - nach den sprüchen mit dem problembären und dem transrapid und seiner fahrt zwischen flughafen und hbf ist der mann doch eigentlich überhaupt nicht mehr ernst zu nehmen. und trotzdem klebt er so an der macht wie eine klette... traurige gemeinsamkeit mit unserem oberbürgermeister, der auch lustige dinge erzählt wie von der band "u zwei", die irgendwann ein konzert hier geben wird. und gerade die sachen, die gut für die menschen in seiner stadt sind, gnadenlos boykottiert, verbietet und das gegenteil durchzieht.
ein kleiner trost zu wissen, dass man andere leute gewählt hat...

herr axel (Gast) - 11. Januar, 22:24

steffi, ein kleiner trost für das gewissen. leichter leben lässt es sich damit noch lange nicht... schon sehr sehr krank solche leute, die uns vertreten.
ela (Gast) - 11. Januar, 21:26

Steffi ein rechter Trost ist es aber doch nicht denn es wird ja nicht besser hier im Land.
Was den, ich nenne ihn liebevoll, Edolf angeht, es wird Zeit für Ihn die Rente ruft und zwar laut und dann kann er sich weiter auf Kosten der Bürger ausruhen und verschont uns mit seinen Reden

herr axel (Gast) - 11. Januar, 22:24

edolf? ach wie geil.
Kesro (Gast) - 12. Januar, 09:16

Edolf !!
Muhahaha :D
to_india (Gast) - 11. Januar, 21:39

hm, trotzdem geht es uns in bayern doch wesentlich besser als in vielen anderen teilen deutschlands, oder?
ich hab ede gewählt und ich würde es jederzeit wieder tun...

lg, to_india

herr axel (Gast) - 11. Januar, 22:27

ich lebe nicht ungern in bayern, nadja, nur finde ich die ideen und auch die taten unserer landesväter manchmal einfach krank und gefährlich. ob es uns hier wirklich besser geht als in vielen anderen teilen deutschlands? widersprechen würde ich nicht, unterschreiben würde ich es aber auch nicht.
crosa (Gast) - 11. Januar, 22:44

Der Herr Ede hats vergeigt. Es in der CSU zu vergeigen, DAS ist nicht einfach. Der Strauss hat viel Mist gemacht in seinem Leben, aber Bruno Jonas würde sagen: "ja mai, a Hund woar a schoh" Der Herr Ede definitiv nicht. Eher eine Schabe...

herr axel (Gast) - 11. Januar, 22:58

so sehr ich es auch versuche, ich schaffe es einfach nicht, etwas positives über herrn strauss zu sagen. einigen wir uns darauf: strauss war gefährlich, stoiber ist lächerlich.
Christina (Gast) - 12. Januar, 07:23

Es ist die große Frage, ob es woander besse/schöner/unkomplizierter ist.

Was mir (NRW) so insgesammt auffällt, ist: Klar, chaotisch und in weiten Strecken unverständlich ist es fast überall in D, wenn man den Politikern zuhört.

Aber der Stoibi??? Geht gar nicht. Ich muss mir nur die Sache mir dem Bären anschauen, oder die (oft) in den Medien zitierten/übertragenen Reden zu Gemüte führen...

Das muss doch alles nicht sein.

Solange der besagte Herr weiter das Zepter in der Hand hält, wird es weiterhin "unsachgemäße Machtausübung" (oder Machtmissbrauch???) geben.

Christina (Gast) - 12. Januar, 07:24

insgesamt schreibt man natürlich mit 1en m... SORRY
herr axel (Gast) - 12. Januar, 08:26

ich glaube eben gerade nicht, dass es die entscheidende frage ist, ob es woanders besser ist, liebe christina. denn selbst wenn es nicht so wäre, muss man sich, nein, darf man sich noch lange nicht mit dem existierenden system zufrieden geben.
andiberlin - 12. Januar, 08:11

Hat Stoiber seine Aussage bis 2013 regieren zu wollen nicht wieder relativiert? Herr Stoiber hat neben seiner "Redegewandheit" *hüstel* ein großes Problem. Er ist zu flatterhaft in seinen Entscheidungen. Mal will er als Superminister nach Berlin, dann wieder nicht. Mal weigert er sich, sich bei Frau Pauli zu entschuldigen, dann will er wieder doch. Und jetzt die Aussage das er bis 2013 machen will, und dann wieder ein Rückzug (weiß leider die Quelle nicht mehr). Was will der eigentlich?

herr axel (Gast) - 12. Januar, 08:27

genau diese frage stelle ich mir auch immer wieder, andi. und das schlime: so langsam glaube ich, dass es dieser mensch selber nicht mehr so ganz weiss. gott vergib ihm, er weiss nicht mehr, was er tut.
ela (Gast) - 12. Januar, 08:53

Edolf S in dem neuen FIlm von Karl Napp " Denn sie wissen nicht was sie tun"
ich seh das Plakat vor meinem geistigen Auge *lach*
wenns nur nicht traurig wäre

herr axel (Gast) - 12. Januar, 12:08

drehbuch & regieassistenz: dr. gabriele pauli, fürth.^^
Herr Wolf - 12. Januar, 13:20

Ich glaube ja, der MP kann auch deswegen nicht zurücktreten, weil die Parteispitze sonst in plötzliche Hektik verfiele, wer denn nun als erstes die Nachfolge antritt. Deswegen pinkelt dem Stoiber auch niemand ans Bein, sondern alle streiten drum, wer denn am loyalsten sei.
Die Bemerkung vom Ramsauer neulich fand ich nett, als er sagte, die Partei (oder die Führung derselben) stünde hinter Stoiber, wenn von hinten geschossen werde und sie stünde vor ihm, wenn von vor ihm geschossen werde. Mal davon abgesehen, dass sie so verhindern, dass er flieht, erinnert mich das vor allem an die Ermordung Caesars.
Nicht dass ich sagen möchte, Stoiber wäre ein Getriebener seiner Parteiführung. Das sicherlich nicht. Seine Fehler macht er noch immer schön selbst.

Und ansonsten haben Sie recht, Herr Axel. Die MP-Frage lenkt wunderbar von anderen Dingen ab, die eventuell im Argen liegen könnten. Hat irgendwer die Gesundheitsreform in letzter Zeit gesehen?

herr axel (Gast) - 13. Januar, 01:09

vielleicht soll es einfach so sein, dass in deutschland die köpfe wichtiger zu sein scheinen als die parteiprogramme. verstehen werde ich dieses phänomen vermutlich nie.
Kerze - 12. Januar, 13:41

Naja, aber letzten endes ist es ja eine wichtige Frage, an der man lange hängen beliben kann. Aber es gib viel wichtigeres...aber das muss ja jeder für sich inividuell entscheiden^^

herr axel (Gast) - 13. Januar, 01:10

na nun aber auch rausrücken damit, was der kerze wichtiger ist...^^

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