Montag, 27. November 2006

zum überleben ausgesetzt, bis es dir das herz zerfetzt

so, sie denken also, dass mich das brutal fertig macht, weil sie denken, dass ich immer noch in diese frau verliebt sei? ich bin zwar müde, vielleicht am ende, doch wahrlich nicht fertig. und keine angst, ich bin auch nicht mehr verliebt. ich bin seit jahren nicht mehr verliebt. ich freue mich, wenn sie einen mediziner oder einen start-up-abräumer heiratet, sich einen cabrio und ein haus mit garten kauft und ich möchte, dass sie glücklich ist. trotzdem habe ich das gefühl, verloren zu haben.

wir alle haben die fähigkeit, uns im laufe unseres lebens tausendmal zu verlieben. das fällt uns leicht, das ist alles andere als schwer. das erste mädchen, in das ich mich verliebt habe, ging mit mir in die fünfte klasse in einer schule in fulda und wir schwänzten zusammen religion, um uns stattdessen peter maffay und sandra auf tonband anzuhören. das letzte mädchen, das ich liebe, kenne ich vermutlich noch gar nicht. sie zählen alle. doch es gibt menschen, die man liebt und die etwas anderes bewirken. sie bewirken, wie man von nun an definiert, wie liebe sich anfühlen soll. das sind die ganz großen und zweifellos wichtigsten menschen im leben und man trifft sie höchstens drei oder vier mal in einem zeitraum von sagen wir mal siebzig jahren.

doch es gibt noch eine weitere stufe: es gibt eine person, vermutlich nur diese einzige person, die man liebt und die genau diese definition von liebe verkörpert. meistens und leider merkt man das erst nachträglich, aber irgendwann merkt man es. das ist die person, die, ohne es zu wissen, zur schablone für alles weitere wird. dafür, was man an anderen menschen immer lieben wird, selbst wenn manche dieser liebenswerten eigenschaften unvernünftig und selbstzerstörerisch sind. man erinnert sich an gespräche mit diesem menschen, die man nie geführt hat. man erinnert sich an körperliche nähe, die so nie stattgefunden hat. dieses individuum, das die persönliche definition der liebe verkörpert, existiert so gar nicht. die person ist real, die gefühle sind real – doch man selbst erschafft den kontext. und der kontext ist es, worauf es ankommt.

der mensch, der unser verständnis von liebe definiert, ist nicht inhärent anders als alle übrigen. oft ist es einfach nur der mensch, den wir zufällig kennen lernten, wenn wir gerade unbedingt jemanden lieben wollten. und doch gewinnt dieser mensch. er gewinnt und du verlierst. weil dieser mensch für den rest deines lebens kontrollieren wird, wie du für andere empfindest. und so wirst du leben und spüren wie du stirbst, einen menschen nach dem anderen, nach dem anderen, nach dem anderen.
crosa (Gast) - 28. November, 09:06

An der Schwelle zu stehen zwischen gestern und morgen. Zu wissen die Entscheidung zu fällen die obige Gefühle auslösen kann ist keine Einfache Aufgabe. Insofern erkenne ich mich oben wieder.

Grinsekatze (Gast) - 28. November, 12:28

Irgendwie macht mir das jetzt ein bisschen Sorgen. Das heißt wenn ich es am Ende nicht geschaft habe 'richtig' Glücklich zu sein, dann nur weil ich mal jemanden gefunden hatte, der zwar nicht der einzig richtige war, aber mir das Gefühl gegeben hat es zu sein, weil ich wollte das es so ist, und seitdem projeziere ich in diese Beziehung (die ja auch an irgendetwas gescheitert ist) nur positive Eigenschaften. Und messe alles weitere an einem Zollstock den es so eigentlich nie gegeben hat. Spätestens jetzt sollte ich die Ex-Liebe anrufen und mir nochmal anhören warum das nicht geklappt hat, obwohl es hätte klappen können, sollen, müssen. Und warum ich seitdem den richtigen Punkt nicht mehr finde.

Im übrigen - ich finde es unglaublich schwer sich zu verlieben.

michael (Gast) - 28. November, 13:14

So wie ich es deute, nein, nicht nur die positiven Eigenschaften. Oder, doch die positiven Eigenschaften, denn das Feld verschiebt sich hier deutlich. Wenn man jemanden liebt, richtig liebt vom ganzen Herzen, liebt man vor allem die Fehler, unangenehmen Eigenheiten und die Nachteile dieses Menschen. Das hat nichts mit Masochismus zu tun aber man sieht diese Eigenheiten als das was diesen Menschen so einzigartig und liebenswert für einen selbst macht. Dadurch werden Eigenschaften, die Viele als negativ bezeichnen oder sehen, in diesem Kontext zu positiven. Vielleicht bin ich zu sehr ein Träumer, dass ich das so sehe aber, es ist meine Meinung. Dadurch ist es schwierig jemanden zu finden, denn die Messlatte für das was Du empfindest, empfinden möchtest, ist um so höher. Kontrolliert von dem was Du empfunden hast und noch immer für diesen Menschen empfindest. Denn Du musst jemanden finden, der diese Person, in Deinem Herzen ein wenig verblassen lässt. So, wird es von mal zu mal schwieriger. Doch wie gesagt, das ist nur meine persönliche Meinung.
Kesro (Gast) - 28. November, 12:48

Ich finde das auch eher schwer, also zumindest das ernst gemeinte verlieben. Eine Freundin von mir hat dazu den Unterschied zwischen "verliebt" und "reinverliebt" kreiert. "Reinverliebt" ist, wenn man den anderen noch gar nicht bis so gut wie gar nicht kennt, er/sie aber trotzdem Kribbeln im Bauch usw. verursacht, "verliebt" dagegen kann man erst sein, wenn man den Menschen besser kennt, es sich also wirklich auf seine Persönlichkeit bezieht und man es "begründet ernst meint". Also meiner Meinung nach: Reinverlieben - einfach, Verlieben - schwer ;)

Außerdem muss ich sagen, dass das relativ düster klingt, was du da schreibst... So als hätte man dann kaum noch eine Chance, jemanden zu finden, auf den man offen zugehen kann ohne feste Vorstellungen, wie sich die Beziehung entwickeln soll. Ich stütze meine Meinung auf den unglaublichen Erfahrungsschatz von einer gescheiterten und einer laufenden Beziehung, aber ich finde, das ist jedesmal so anders, dass man es kaum vergleichen kann... Hmm... Wobei ich schon sagen kann, die eine ist schöner als die andere... Ach, keine Ahnung ;) Auf jeden Fall ist es das wohl komplizierteste Thema der Welt!

michael (Gast) - 28. November, 13:25

Das ist es, das schwierigste Thema, schlecht hin. Letzten Endes aber ist das so vielleicht mit den Idealisten. Ich kann mich mit diesem Text sehr gut identifizieren, weil er düster ist und da ich auch manchmal denke, dass ich mich damit abfinden sollte, dass ich kaum eine Chance haben werde, jemanden zu finden. Doch ich sehe es gelassen, wenn es kommt, dann kommt es, ich hechel nicht mehr dem Glück hinterher, so etwas endet meistens im Chaos :-)
schoko-bella (Gast) - 28. November, 12:56

irgendwie bin ich gerade sprachlos, obwohl ich soviel dazu sagen wollte....
ich muss nachdenken.

emily (Gast) - 28. November, 13:19

Sie haben ja so recht, herr axel. das verlieben ist wirklich einfach. bei mir hat ein blick in seine augen gereicht.

ela (Gast) - 28. November, 14:56

Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll , das fiel mir heute früh beim ersten lesen schon schwer.
Immer der selbe Typ Mensch...ist es so? ich werde darüber nachdenken ob die Männer im meinem Leben ähnlich sind der ersten große Liebe, ich glaube nein aber ich ich will es nicht beschwören

Steffi (Gast) - 28. November, 21:18

Zum glück ist heute schon der 28., und damit bald der trübe november und hoffentlich die trüben gedanken von herrn axel vorbei.

ich glaube nämlich nicht, dass es "diese einzige person"gibt, die ein restliches leben so kontrollieren kann.

michael stimme ich darin zu, dass es von mal zu mal schwieriger wird. mit jedem menschen, den wir kennen und besonders lieben lernen, basteln wir am idealbild in unserem kopf. der prinz/ die prinzessin muss dieses können und darf an jenem auf gar keinen fall interessiert sein, x hat diese fantastische eigenschaft, y eine andere, die wir auf keinen fall wieder erleben möchten. und in zeiten von internet singlebörsen mit checklisten etc sind die mit falscher haarfarbe oder falschem auto ganz schnell aussortiert.

ich bin der festen meinung, dass jeder topf irgendwann sein deckelchen findet, der eine muss vor her mehr frösche küssen, der andere weniger.

ob verlieben oder reinverlieben, man kann es eh sehr wenig beeinflussen, klicken muss es ja auch einfach bei beiden. eine positive grundeinstellung hilft sicher - in ein lächelndes offenes gesicht verliebt man sich sicher eher als in ein olles griesgramgrummeln.

und das sage ich, die doch kürzlich allen männern entsagt hat und jede last-minute-hoffnung auf ela gesetzt hat :-)

~fernweh~ (Gast) - 28. November, 21:27

Herr Axel,
nun muss ich wirklich nochmal drüber nachdenken, ob ich dem Menschen, der grad in mein Leben trat und dem ich ein Türchen öffnete, wirklich auch den Schlüssel dazu geben soll?
~fernweh~

silly (Gast) - 28. November, 22:18

mit der zeit wird es selbstverständlich schwieriger sich zu verlieben, sich zu
verlieren in einer person und die damit zusammenhängenden gefühle. warum?
ganz klar, wir sind geprägt durch unsere erfahrungen. unglückliche liebeserfahrungen lassen uns vorsichtiger werden und wir möchten nicht mehr verletzt werden.
nach meiner letzten beziehung war ich einfach nur noch bedient (beide langen beziehrungen sind absolut kein maßstab mehr für mich). mit viel geduld hat er es geschafft, der zu werden, von dem ich meine der mich glücklich machen wird bzw. tut.
ich weiß, auch das kann sich ändern aber eines hab ich dann gelernt: das es
in der tat möglich ist sich nach einer gescheiterten beziehung (und davon gab
es nun mal die eine oder andere) sich wieder zu verlieben. es ist wert es zu
versuchen.

hickszicke (Gast) - 28. November, 23:48

Ich stimme Silly zu - je mehr Beziehungen man hinter sich hat,
desto genauer weiß man, was man eben NICHT mehr will... Das
macht es mit den Jahren schwerer und die Auswahl meiner
Meinung nach kleiner, weil manchmal nur Nebensächlichkeiten
den Ausschlag geben, diese mit ungeliebten vergangenen
Erfahrungen zu assoziieren. Wenn aber mal Interesse besteht,
will man ja niemandem auf den Keks gehen - es ist ja nicht so,
dass man alleine nicht auch bestens klar kommt, pah! ...und
steht sich dabei selber so gnadenlos im Weg.

Sonst hatte ich gerade mit dem ganz und gar nicht unglücklichen
Verfasser der Zeilen ein Gespräch und im Gegensatz zu ihm denke
ich, dass eine neue Liebe (gesetzt den Fall, man ist bereit dazu
und hat altes hinter sich gelassen) Verganenes verblassen lässt.
Folgt nichts auf das große Kino, bleibt einem nur die Erinnerung
und es ist wohl eine Schwäche/Stärke des Menschen, das Ver-
flossene immer positiver zu sehen, als es tatsächlich war (vor
allem, wenn es so emotional und auch mit schönen Erinnerungen
behaftet ist). Im Falle von jmd., den ich kenne, sehe ich in dieser
Beziehung auch sehr gute Chancen, weil er sich bislang immer nur
hat finden lassen und mit der letzten Finderin eben auch einen
Glücksgriff getan hat ;-).

DER GROSSEN LIEBE BEGEGNET MAN NUR EIN EINZIGES MAL.
UND DANN IMMER WIEDER...

(das ist der Klappentext meiner Urlaubslektüre - ab dem 07.12.
mehr dazu in unserer kleinen virtuellen Welt. Haltet die Ohren
steif und wehe es verliebt sich einer ohne mich ;-)!)

herr axel (Gast) - 29. November, 00:35

vielen dank ihr lieben für die wahrlich interessanten kommentare. werde heute noch einige grübeleien mit ins bett nehmen (juhuu, endlich mal wieder nicht alleine ins bett) und über die eine und andere ansicht nachdenken. und hickszicke (die mich jetzt für eine ganze urlaubswoche verlässt, wie geht das denn?) hat recht: mir geht es nicht wirklich schlecht, auch wenn mein posting bei vielen wohl so ankam. ich frage mich, warum meine gedanken und gefühle, die ich versuche, in worte zu fassen, immer so düster klingen. schlaft gut, ob alleine oder nicht.


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