Sonntag, 7. Januar 2007

hartnäckige extrasystolen

bereits beim aufwachen spürte er diese innere unruhe. er fühlte ganz genau, dass sein herz unruhig schlägt. es schlägt schneller, es schlägt unrhythmisch. seine gefühle fahren karussell und sein herzschlag versucht der realität davon zu galoppieren. er meistert sich so gut es geht durch den tag, doch er weiß ganz genau, etwas ist anders als sonst. sein motor läuft auf dem notprogramm, er lebt im reserve-modus. nein, es ist nicht sein gehirn, das aus zwei teilen besteht. es ist sein herz.

er erkennt, dass er sich damit abfinden muss, dass sein herz momentan nur mit einer hälfte pulsiert. die andere hälfte ist deaktiviert. ihm fehlt das passwort, um sie wieder gangbar zu machen und sein herz wieder als ganzes funktionieren zu lassen. dieses passwort scheint in anderen händen zu liegen. es mag ihm einfach nicht gelingen, mit seinem halben herz zu leben. weil er fühlt, dass ihn die situation überfordert, mit halbem herz aktiv zu sein, gönnt er ihm ruhe und versucht zu schlafen. doch seine übrig gebliebene herzhälfte ist zu müde, um ihn schlafen zu lassen. sie fühlt sich alleine gelassen. sie kann ohne ihre vertraute zweite hälfte nicht zu ruhe kommen. sie kann ohne ihre vertraute partnerhälfte einfach nicht leben.

er fragt sich, wohin seine fehlende herzhälfte verschwunden ist. gibt es sie noch? hat sie sich für immer verabschiedet oder ist sie ausgeflogen um wieder zurückzukehren? er spürt, dass sie einen weiten ausflug unternommen hat, weiter als er sehen und ihr hinterher eilen kann. ein ganz leises klopfen scheint er noch zu hören. oder bildet er sich dieses sachte pochen nur ein? er wünscht sich mit halbem und doch von ganzem herzen, dass die ausgeflogene hälfte seines herzens ein zuhause gefunden hat, in dem sie mit zarten und liebevollen händen behütet wird.

er versucht sich an den gedanken zu gewöhnen, sein restliches leben nur noch mit halbem herzen verbringen zu müssen. in genau diesem moment schlägt die bittere einsamkeit der verbliebenen reste seines herzens brutal zu. er weiss, ein halbes herz wird ihn nicht lange durch die tage, geschweige denn durch die nächte bringen. er betet zu gott, dass sein gebliebenes halbe herz schnellstens ein passendes partnerstück findet, das ihn wieder funktionieren lässt. er weiss, dass er nicht mehr lange darauf warten kann, da es sich mit halbiertem herz nicht lange leben lässt.

und plötzlich spürt er, dass eine neue, eine fast unbekannte und bislang fehlende herzenshälfte sich bereits aufgemacht hat, um in seinem körper ihr zuhause zu finden, sich sanft und behutsam in ihm zu betten. er fühlt genau, dass hier nicht seine ausgeflogene hälfte zurückkehrt, sondern eine neue herzenshälfte sich mit der seinen vereinen mag, um als neues ganzes zu funktionieren. so sehr er um die knappheit der zeit weiss, die seinen herzensresten noch verbleiben, um endlich wieder als ganzes zu funktionieren, so sehr geniesst er die freude an der ankunft seiner neuen zweiten hälfte. weiss er doch, wie unvergleichlich gut diese beiden neu zusammengefundenen hälften seines herzens harmonieren werden. und er weint seiner flügge gegangenen herzenshälfte keine träne nach, da er weiss, dass sie eine heimat gefunden hat, in der sie sich schon immer gewünscht hat endlich anzukommen.
Kerze - 7. Januar, 04:34

Also, erstmal merkt man, das du immer noch ganz schön hinterher weinst, da du in der dritten Persojn von dir sprichst. Und zweitens klingt das alles noch zu melancholisch und eingeredet. Versuchs doch mal mit meditieren^^ Vielleicht glaubst du dir das dann ja auch wirklich;)

herr axel (Gast) - 7. Januar, 12:17

weit gefehlt, liebe kerze. seit langer langer zeit merke ich, dass mein herz keineswegs vergangenem hinterher weint, sondern endlich eine neue heimat gefunden zu haben scheint. wenn nur diese heimat momentan nicht so weit weg wäre.
Kerze - 7. Januar, 23:49

Das Stichwort ist "scheint":D
herr axel (Gast) - 10. Januar, 18:48

natürlich "scheint". doch das ist doch schon mal ein anfang. bin ja ein bescheidener mensch :o)
doerfler (Gast) - 7. Januar, 09:36

Hmm, dass klingt aber ganz schön melancholisch. Aber der letzte Absatz birgt etwas Hoffnung in sich, auch für Dich wird bald wieder die Sonne scheinen.

herr axel (Gast) - 7. Januar, 12:21

vielen dank, lieber herr doerfler. und kein grund zur sorge: ich habe derzeit das gefühl, mich mitten im sonnenaufgang zu befinden. also kann es eigentlich nicht mehr lange dauern, bis die sonne voll und ganz scheint.
ela (Gast) - 7. Januar, 11:33

Loslassen und den Weg finden etwas neues zuzulassen das ist meine Empfehlung
klingt banal aber ich kann mir vorstellen das es sehr schwer ist hoffe aber das du es schaffst

herr axel (Gast) - 7. Januar, 12:29

genau diese empfehlung spielt sich derzeit in mir ab, liebe ela. ich frage mich, ob ich mich beim festhalten meiner gedanken mal wieder falsch ausgedrückt habe. denn mein herz ist auf einem ganz anderen weg als auf dem in die vergangenheit. und das ist gut so, denn der neue weg fühlt sich gut an. richtig gut.
wort-wahl - 7. Januar, 13:22

ahhhh, ohhhh.
ich gratuliere schön zur zweiten hälfte herz. glückswurst, herr axel! fühlen sie sich mal gepüffelt. das haben sie sich verdient. ich freu mich so - das können sie sich gar nicht vorstellen! vor allem über die tatsache, dass es doch funktionieren kann auf diesem etwas speziellen weg. bei mir geht sowas ja grundsätzlich in die hose. : )

herr axel (Gast) - 7. Januar, 13:36

gemach, gemach, liebe frau wahl. bislang ist es einfach nur ein sehr sehr gutes gefühl. von funktionieren kann noch lange keine rede sein, dafür muss noch einiges geklärt und auf den weg gebracht werden. doch zu spüren, dass das herz noch schlägt, ist doch schon einmal ein anfang, oder? ach, was erkläre ich ihnen hier eigentlich - es versteht mich ja doch keiner so gut wie sie. gott sei dank.
Malu (Gast) - 7. Januar, 15:02

hab ich das heute morgen um 5 im meinem dicken rotweinkopf doch richtig gelesen. da wächst bei herrn axel vorsichtig ein neues zartes pflänzchen. das hört sich sehr gut an. ich freu mich für dich.

herr axel (Gast) - 7. Januar, 16:43

vielen dank, liebe manu. dass hier vorsichtig etwas wächst hätte man kaumm besser ausdrücken können. ich habe schon an meinem schreibstil gezweifelt und freue mich, dass er nun doch richtig verstanden wird. und es hört sich nicht mal halb so gut an wie es sich fühlt.
steffi (Gast) - 7. Januar, 21:50

na also, neues jahr, neues glück für herrn axel, das liest man doch gerne. dann gibts für leute wie mich ja auch noch hoffnung :-)

herr axel (Gast) - 8. Januar, 20:00

steffi, ich verrate dir eines: gerade dann, wenn man nicht damit rechnet und (fast) gar nicht bereit für das glück ist, schlägt es erbarmungslos zu. also nur keinen kopf machen oder gar beginnen zu zweifeln. das glück kündigt sich leider nicht an.
Christina (Gast) - 10. Januar, 11:44

Das kann ich nur unterschreiben, Herr Axel. Mir ist es Anfang des letzten Jahres genauso ergangen. Ich wollte gar kein neues Pflänzchen und *KNALL* plötzlich war es da und der, die, das Glück hat's mit quasi um die Ohren gehauen...

Bei mir ist es gut gegangen, bis heute und hoffebtlich noch viel länger...

Ich drücke die Daumen, dass dein Pflänzchen schnell wächst und gedeiht...
herr axel (Gast) - 10. Januar, 18:50

mensch christina, das hört sich doch mal wirklich phantastisch an. da drücke ich aber auch mal beide daumen, dass das glück noch gaaaaaaaaanz lange anhält. warum denn auch eigentlich nicht?
fernweh (Gast) - 7. Januar, 23:24

Ich muss ja sagen, ich finde den Text ueberhaupt nicht melancholisch, sondern sehr hoffnungsvoll! Man muss nur erst zu Ende lesen...
Herr Axel, ich wuensche Dir einen guten Gaertner (bzw. eine gute Gaertnerin!), vier gruene Daumen und alles Gute fuer das aufkeimende kleine Pflaenzchen!

herr axel (Gast) - 8. Januar, 19:53

vielen dank, liebes fernweh. es beruhigt mich dann doch ein wenig, dass meine gedanken nicht ganz falsch verstanden werden. an deine vier grünen daumen werde ich denken. ich denke, ich werde sie brauchen.
ela (Gast) - 8. Januar, 08:18

Lieber Herr Axel sehr wohl habe auch ich verstanden das sie ein zartes Pflänzchen pflegen, bei den Sims haben sie es vor kurzem geerntet und ich hoffe das es im echten Leben auch bald so weit ist das sie ernten können.
Trotzdem schwang immer noch ein leider unterton mit in deinem Text der auf nicht völlige Genesung und Herzeleid hinwies und auf den ging ich ein

herr axel (Gast) - 8. Januar, 19:56

leider musste ich in den letzten tagen immer wieder von verschiedenen seiten hören, dass die gefühle, die ich hier versuche zu sätzen zu formen, sich immer etwas depressiv und krank anhören. ich stelle mir die frage, ob ich depressiv fühle oder depressiv schreibe. für heute entscheide ich mich für variante zwei. heute ist ein toller tag.
Hilli (Gast) - 8. Januar, 22:42

Lieber Herr Axel,
für mich hört sich dieser Seelengedanke keineswegs depressiv an, im Gegenteil, er hat etwas von zarter Melancholie, die jedoch den großen Hoffnungsschimmer wie Sonnenstrahlen durch tristes Grau durchscheinen lässt! Abschluss mit dem Vergangenen, zuerst denken müssen, man schafft es nicht, dann aber erkennen: es geht! Da wächst was und die Erde dreht sich weiter... *seufz* hach, irgendwie ist dieses Gefühl von etwas "Neuem" unschlagbar gegenüber allen anderen Gefühlen, die leider schnell im Laufe der Zeit mit "Gewohnheit" und "Alltag" bekleidet werden...

herr axel (Gast) - 9. Januar, 07:35

schöner hätte man es fast nicht ausdrücken können, liebe hilli. und ich glaube, wenn dieses gefühl auch in der "gewohnheit" und im "alltag" unschlagbar bleibt, dann hat man wirklich gewonnen.
Sunnyside (Gast) - 9. Januar, 00:40

Danke, für das neue zu Hause.
Nichts, könnte sich besser anfühlen.
Und nichts, könnte richtiger sein.....
Schön, zu Hause angekommen zu sein!

herr axel (Gast) - 9. Januar, 07:40

manchmal fehlen mir schlichtweg die worte. daher einfach: herzlich willkommen, breiten sie sich aus und fühlen sie sich wohl.
Grinsekatze (Gast) - 9. Januar, 10:00

Wie gerne würde ich immer wieder dieses Gefühl im Herzen haben, Deine Nummer in meiner Tasche, Deinen Namen auf meinen Lippen und die Gewissheit das alles kann aber nichts muss...

Am Anfang steht immer die Hoffnung, die Hoffnung das Liebe durchaus möglich ist. Am Ende ist es die Gewissheit das es Liebe ist, die uns Hoffnung macht.

Hiermit sende ich aus 440 km Entfernung alles Gute und eine Gießkanne, denn bekanntlich brauchen Pflanzen (auch ganz kleine) Wasser um zu überleben.

herr axel (Gast) - 10. Januar, 18:52

vielen lieben dank, grinsekatze. die entfernte gießkanne kann ich in jedem fall brauchen. und dass ein giessen auch aus solch weiter entfernung funktioniert, beruhigt mich gerade momentan sehr.

| nachbarland |
tür an tür mit dem leben


türspion

wir kaufen nix.

derzeit in den ohren


Beach House
Teen Dream

Mein Lesestoff

anwohnerparkplatz

hier zuhause ist:
herr axel

haussegen

der kommunismus erwacht erneut bei den linken

hausfriedensbruch

das wetter

erbaut

richtfest: 01.09.2006
steht seit: tagen
renoviert: 21. Februar, 10:33

anwohnerparkplatz
badezimmer
besenkammer
dachterrasse
flur
keller
küche
musikzimmer
schlafzimmer
waschküche
wohnzimmer
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren