Mittwoch, 25. April 2007

and justice for all

lieber gott,

du weisst ganz genau wie ich über dich denke und was ich von dir halte. trotzdem wende ich mich mal wieder an dich und bitte darum, dass du mir erklärst, was mich zur zeit so bewegt und mich beschäftigt.

warum tust du das? warum lässt du das zu? ich bin heute 500 kilometer mit meinem auto gefahren um festzustellen, dass ich es für nichts und wieder nichts getan habe. natürlich war es wunderschön, meinen allerbesten freund und dessen familie zu treffen, doch der besuch seiner schwerstkranken mama war nicht möglich, weil sie nicht die nötige kraft dafür hatte.

lieber gott, diese frau hat in ihrem leben nichts anderes getan, als dafür sorge zu tragen, ihre fünf kinder durch das leben zu bringen und mich als nachbarskind als ihr sechstes kind zu akzeptieren und aufzuziehen. wir haben ihr das leben alles andere als leicht gemacht und dennoch hat sie nie den glauben und das vertrauen in uns verloren.

und nun? der hinterhältige krebs hat ihren magen zerfressen von vorne bis hinten. injektionen können ihr nicht mehr in ihre venen gespritzt werden, weil diese schier aufplatzen. mit morphium hältst du sie noch am mehr als erbärmlichen leben.

ich verliere erneut den glauben in dich, chef. warum tust du dieser frau und ihrer familie diese situation zu? warum verreckt hier ein wundervoller und wertvoller mensch? warum entgleitet dir solch ein leben und herrn beckstein und herrn bush geht es gut?

wenn dies deine form von gerechtigkeit ist, die guten menschen verrecken zu lassen, während die schlechten menschen unversehrt bleiben, dann verpiss dich aus meinem leben. und bitte wisch mir bloß nicht die tränen aus meinen augen, die ich heute nacht vergiessen werde. du bist vermutlich nur für einen elite-kreis bestimmt. du hast versagt. erneut.
ela (Gast) - 25. April, 07:59

*fühl dich gedrückt* auch wenn es dir den Schmerz nicht nehmen wird..aber ich möchte dir noch etwas sagen..auch meiner einer beschäftigt sich selten mit Glaube und Gott, (ich glaube an Gott aber ich geh nicht in die Kirche) doch ich denke das er nicht verhindern kann das ein geliebter Mensch stirbt, auch wenn er Gott ist.
Aber vielleicht kann er dir Trost spenden und vielleicht ist das seine wahre Aufgabe.
Ich habe nun leider auch schon einige liebe Menschen verloren, verhindern konnte man es nicht, aber ich fühlte mich immer getröstet wenn ich daran denke wie die Männer und Frauen da oben beim Lieben Gott sitzen und ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen.
Ein schwacher Trost ich weiß aber vielleicht auch ein kleiner für dich.

crosa (Gast) - 25. April, 13:02

Nichts von dem was ich schreiben oder sagen könnte würde erklären warum so etwas passiert, nichts davon würde dazu beitragen das es dir leichter fällt es zu ertragen. Der Chef hat keinen großen Plan. Dinge passieren und du kannst nur den kleinen Teil der in deiner Macht liegt beeinflussen und ihn für dich möglichst gut nutzen, bis sich das kleine Zeitenster genannt Leben wieder schliesst.

Es ist schrecklich so etwas erleben zu müssen, einem geliebten Menschen nicht helfen zu können und nur ohnmächtich zum Statisten verdammt zu sein. Ich wünsch deinem geliebtem Menschen einen möglichst kurzen Leidensweg, und dir nicht zu viele Gedanken über den Chef zu verlieren. DU bist der Architekt deines Lebens und nicht der Angestellte vom Chef.

little-wombat (Gast) - 25. April, 15:36

lieber axel,

diese zeilen habe ich mir nun mehrmals durchgelesen. wir menschen gehen hier mit dem irdischen schmerz schlecht um. wenn du an den chef da oben glaubst, dann solltest du es von einer anderen seite sehen: diese frau sollte es euch wert sein, aus dieser elendigen, temporären wlt entlassen zu werden. das "dahinsiechen", wie wir es empfinden ist nur "seine" art uns vielleicht zum denken zu bewegen. sie hat es bald geschafft. sie wird da sein, wo wir während unseres lebens oft den wunsch danach verspüren. im paradies! wie immer wir uns dieses vorstellen. sie wird es bald besser haben als wir. ER weiß, wieso er geradie SIE mitnehmen möchte! Sie hat es verdient. wir sind noch nicht soweit! Kopf hoch, alles geht seinen geregelten Gang, auch wenn es für uns manchmal unvorstellbar ist!

das dich mal drückende pelztierchen!

Thinkabout (Gast) - 25. April, 15:59

Verständnis und Mahnung

Ich kann Deinen Text sehr gut verstehen. Niemand verliert gerne einen geliebten Menschen. Es ist schon einsam genug auf der Welt, und kalt auch. Die Bilanz aber für den Menschen X oder Y, können wir nie mit Gott aushandeln. Das ist eine Sache zwischen Deiner Fast-Mutter und Gott allein. Und nicht er hält sie siechend mit Morphium am Leben, sondern wir Menschen, die nicht Abschied nehmen wollen.
Würden wir alles verstehen - keiner würde mehr mit Gott reden. Klage ihn nur an, er hält das aus. Du bist in Deinem Klagen ehrlich und ich bin ganz sicher, dass Gott Deine Worte nicht egal sind. Wahrscheinlich ist er sehr viel weniger beleidigt als alle Christen zusammen, die das vielleicht lesen könnten und sich empören.
Der Weg, der allen vorbestimmt ist oder zufällt, meinetwegen, er kennt Bilanzen und Gleichgewichte, die sich objektiv nicht erschliessen mögen. Aber ich bin ziemlich sicher, dass Deine wundervolle Frau niemals mit Bush tauschen möchte, auch jetzt nicht. Sie begibt sich auf ihre Reise, und alles, was Du tun kannst und "musst", ist, sie in Gedanken zu begleiten und den Grossmut zu besitzen, Sie mit Liebe zu tragen. Denn das hat Gott wunderbar eingerichtet: Nur schon dass diese Frau weiss, dass Du da warst und sie besuchen wolltest, wird sie freuen und sie lächeln lassen. Es ist ein wundersam Ding, die Liebe und Zuneigung, und hätte sie Dir Gott nicht geschenkt, so wärst Du jetzt nicht so wütend - sondern gleichgültig und abgestumpft.

steffi (Gast) - 1. Mai, 20:28

"Nur schon dass diese Frau weiss, dass Du da warst und sie besuchen wolltest, wird sie freuen und sie lächeln lassen."
das kann ich nur unterstreichen, für so etwas ist kein weg zu weit, das war ganz wichtig und richtig, dass du das gemacht hast, und es hat dir und allen beteiligten sehr gut getan!
Kerze - 25. April, 20:33

Uh... Gänsehaut. Danke dafür, lieber Herr Axel.

Tina (Gast) - 26. April, 05:44

Aufschreiben und Aufschreien -
das ist manchmal identisch.
(Kristiane Allert-Wybranietz)

Es tut mir leid, was Du da gerade durchmachst, und ich habe auch keine
Erklärung und keinen Trost für Dich, der Dir wirklich helfen könnte.
Aber ich denke, wenn Du diese schwierige Situation durchgestanden hast,
erscheinen Dir wenigstens viele andere Unerträglichkeiten nur noch
halb so schlimm....
Alles Liebe für Dich!

doerfler (Gast) - 26. April, 09:56

Du sprichst mir aus dem Herzen, die gleichen Fragen stelle ich mir fast jeden Tag. Ich kann nachvollziehen was in Dir vorgeht, gerade jetzt wieder.
Vor einer Woche war ich mal wieder richtig glücklich und doch seit ein paar Tagen frage ich mich wieder, wo ist Gott.
Da er anscheinend nicht gewillt ist den Menschen zu helfen, die wir lieben oder die uns wichtig sind, müssen wir halt seine Rolle einnehmen und für sie da sein.

Hilli (Gast) - 26. April, 18:11

lieber herr axel, ich kann deine wut und den schmerz so nachempfinden. ich habe auch schon oft den glauben verloren und ihn doch irgendwie immer wiedergefunden, auch wenn ich, wie ela, dafür nicht in die kirche gehe.

ich denke wenn wir soetwas in unserem leben ertragen müssen, was wir nicht verstehen wollen/können gibt es für uns nur einen schuldigen: den chef! auch wenn er vielleicht gar nichts dafür kann, sondern das im leben des menschen schon vorbestimmt war. ich will ihn nicht in schutz nehmen, ich schimpfe auch oft genug mit ihm und verliere den glauben an ihn immer wieder auf's neue, aber das ist für mich die einzige erklärung.

ich bewundere es, wenn menschen, wie das pelztierchen optimistisch mit dem tod umgehen, sich das paradies danach vorstellen und sich vielleicht sogar sagen können: "lass und froh über die zeit sein, die wir mit diesem menschen hatten" aber auch ich kann das nicht! als damals meine freundin bei einem verkehrsunfall mit 18 jahren gestorben ist, habe ich mich auch gefragt, wo hier die "gerechtigkeit" ist, denn schließlich war sie noch jung und hatte noch so viel zu erleben... es sollte aber nicht sein.

in meinen augen denkt man immer schnell "die guten müssen viel zu früh gehen" natürlich denkt man das, denn wenn dieser mensch für dich nicht gut gewesen wäre, dann würdest du auch nicht so leiden.

warum dass so ist, dass menschen, die nicht in unseren sympathiekreis reinpassen, "später" sterben, kann ich auch nicht verstehen und in momenten wie solchen, wenn das herz so weh tut, dann wünscht man sich eben, wie du, dass es lieber einen solchen "bush" trifft, als jemanden, den man liebt. dass dieser "bush" aber auch wiederum jemanden habt, der genauso denkt, wie man selber in dem moment, berücksichtigt man dabei nicht!

ach herr axel, drücken werd ich dich, ganz fest an mein herz! ich möchte deine mahnung an den chef gar nicht abschwächen, denn ich kann es voll und ganz nachvollziehen. der schmerz ist einfach zu groß um sich rational mit einer sache beschäftigen zu können, die wir emotional einfach nicht zu fassen kriegen...

ich hoffe für die liebe frau, dass sie nicht mehr leiden muss und bald loslassen kann, auch wenn das hart klingt! für diesen lieben menschen wird es eine erleichterung sein...
*herraxelfesthaltundträste*

schoko-bella (Gast) - 27. April, 10:18

ja... ich bin beinah sprachlos, berührt.
ich denke einige der vorhergehenden kommentare haben es auch schon deutlich gemacht. ich bin auch der meinung dass wir unser leben hier auf der erde zu wichtig nehmen. sie wird, im gegensatz zu bush einen wunderbaren platz im paradies bekommen. das jetzt, dieser leidensweg, ist ihre letzte prüfung. es ist wie die kreuzigung jesu, wir werden alle nochmal geprüft, der teufel wird uns versuchen und wir werden widerstehen. es sieht so ungerecht und hart aus, für die die bleiben und nur zusehen können. aber sie wird lächeln und strahlen wenn sie auf der anderen seite ihren platz einnehmen wird.

bloggediblog (Gast) - 27. April, 15:46

Es tut mir soo sehr leid für dich,
und diese Gefühle kenn ich gut ... Trauer, Schmerz, Verzweiflung, Wut und die Suche nach irgendwem, der Schuld daran ist, aber es gibt keinen.
Gott entscheidet nicht, wer lebt und wer stirbt, er holt niemanden zu sich ... er hat uns die Welt gegeben und unser Leben gehört nur uns!
doch Gott ist da, wenn sonst niemand da ist, wenn es um uns und in uns dunkel ist, dann ist er da, er hört zu, auch wenn wir zweifeln und gibt uns die Kraft all das zu überstehen, auszuhalten, weiterzumachen, jeden Tag neu zu beginnen, bis es irgendwann zu Ende ist ... er wartet nicht auf uns, aber wenn es soweit ist, wird er da sein und uns aufnehmen in sein Reich ... wo immer, wie immer, was immer das sein wird, es wird gut!
Ich würde gern noch soviel mehr schreiben, aber mir fehlen die Worte dafür ... ich hoffe du findest irgendwann die Antworten, die du suchst.

eyes only (Gast) - 27. April, 17:48

traurig

die besten sterben immer zu früh und immer auf dem falschen wege. mein opa, der beste vater, opa und ersatzvater den man sich wünschen konnte, ein herzensguter mensch, der in seinem leben nicht anderes gemacht hat, als sich um seine frau, seine kinder und enkel zu kümmern und zu arbeiten, ist an magenkrebs gestorben. wenn ich länger drüber nachdenke muß ich heut noch weinen...seitdem hab ich aufgehört an gott zu glauben. wenn er der "gerechte vater ist", warum läßt er sowas zu? es kann ihn nicht geben und wenn doch, dann hat er versagt. erneut.

eyes only (Gast) - 27. April, 17:51

(sorry, zu früh abgeschickt!) auf diesem wege mein aufrichtiges mitgefühl! und wenn man wie sie (und ich) sich von dem geliebten menschen nichtmal verabschieden kann, ist es noch schwerer. schrecklich. ungerecht.


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